zweintopf

Info

Nach der Party

Zeitgenössische Kunst ist nicht nur Reflexion oder Kritik der Gegenwart, sondern sie kann auch ein Signal sein für etwas, das wir noch nicht begreifen. Man betrachtet ein Kunstwerk – vielleicht irritiert –, aber man spürt, dass es der Ausdruck von etwas Neuem, sehr Wesentlichem ist (etwas, das das Unfassbare oder Mysteriöse oder ähnlich genannt wird). zweintopf sind in diesem Sinne absolute Gegenwartskünstler. Sie untersuchen akribisch die unfassbaren Phänomene der Gegenwart. In ihren Arbeiten reflektieren sie die Jetzt-Zeit, die Zeit, in der wir leben und versuchen, uns ihren Herausforderungen einigermaßen zu stellen. zweintopf suchen in diesem ambivalenten Heute nach Symptomen für den Zustand unserer Gesellschaft, der uns allen ein Rätsel ist. Sie finden diese Symptome im öffentlichen Raum, in kuriosen Produkten der Konsumgesellschaft und in irritierenden Texten, etwa Bedienungsanleitungen oder Werbungen. Diese Symptome bearbeiten sie im Ausstellungsraum als auch im öffentlichen Raum und versuchen, sie zu enträtseln, nehmen Korrekturen vor oder machen durch Interventionen auf sie aufmerksam; sie arbeiten wie Kulturanthropologen der bildenden Kunst.

zweintopf wissen, dass die fetten Jahre der Postmoderne zu Ende sind. Die Party ist vorbei, aber was kommt nach der Party? In ihren Arbeiten mit dem Titel noneventeventmonument bauen sie Räume aus hellen Partyzeltstangen, jedoch ohne die dazugehörige schützende Haut. Oder großfläche räumliche Strukturen aus weißen Strohhalmen, wie in der Arbeit …xyz. Die Partyzelte funktionieren nicht mehr, die weißen, geometrischen Raumgebilde wirken in den rauen Landschaften und verwilderten „Gstettn“, in die sie gesetzt wurden, wie gescheiterte Reste der Moderne; hyperästhetische und doch sinnlose Behausungen. zweintopf wählen mit Absicht Materialien und Methoden, die ihre Arbeiten wie gescheiterte Versuche aussehen lassen. Ihr Thema ist gerade Unerfüllbarkeit, jedoch gekoppelt an eine unbestimmte Sehnsucht oder Hoffnung. Zögern und Scheitern sind Teil ihrer programmatischen künstlerischen Geisteshaltung. Die Resultate begegnen uns zugleich ironisch und ernst, komisch und tragisch, romantisch und schrecklich, fragil und robust, hoffnungsvoll und melancholisch, permanent und flüchtig. 

Dieses Pendeln zwischen zwei Polen zeigt sich sogar im Namen des Duos, zweintopf: zwei in einen Topf geworfen, eins und zwei zugleich; und zudem entsteht etwas Neues, das weder eins noch zwei ist. Sie beschreiben dies selbst in ihrer Publikation am besten: „[…] zweintopf besteht aus zwei, divergierenden Geschlechtern entspringenden Individuen, die sich zeitlich zwischen Vergangenheitsbewältigung und Zukunftsangst mit der Kunst und ihrer Artverwandtschaft zu arrangieren versuchen
Von der Kritik bestärkt, im Rennen um die vorderen Plätze der dämlichsten Namen für Künstlerduos zu sein
…und immer wieder die Frage, wie gemeinsames Leben und gemeinsames Kunst schaffen möglich sein kann.“

Der niederländische Philosoph Timotheus Vermeulen beschreibt dieses Dazwischen-Sein, dieses Sowohl/Weder, als symptomatisch für die gegenwärtige Zeit, für die er den Namen Metamoderne gefunden hat: „Metamoderne heißt […] Versuch trotz unausweichlichen Versagens“. Auf die Party folgen demnach nicht After-Party oder Katerstimmung, sondern beides. Margareth Otti

Biography

zweintopf sind

Eva Pichler, geboren 1981 in Judenburg; 2001 – 2003 Meisterschule für Kunst- und Gestaltung, Fachrichtung Malerei an der Ortweinschule Graz; 2001 – 2007 Studium der Kunstgeschichte, KFU Graz;

und
Gerhard Pichler, geboren 1980; aufgewachsen in Gurk; 2001 – 2008 Studium der Architektur an der Technischen Univeristät Graz;

Sie leben und arbeiten in Feldbach.

http://www.zweintopf.net

Preise

Staatsstipendium für bildende Kunst, 2022    Austrian State Scholarship for Fine Arts
Arbeitsstipendium Bildende Kunst, Land Steiermark, 2021    Scholarship for Visual Art, Provincial Government Styria
Auslandsstipendium der Stadt Graz für Tschechien, 2020    foreign exchange scholarship City of Graz for Czech Republic

Kunstraum Steiermark Stipendium  2017/2018
Nominierung Kardinal König Kunstpreis 2015
Sura Medura, Residency Sri Lanka 2014
Jahresstipendium Bildende Kunst Land Kärnten 2014
Kunstförderpreis Stadt Graz 2012
Preis der Diözese Graz-Seckau für Bildende Kunst 2010
„FURCA 2009“, Preis der Plastikgabelindustrie

Einzelausstellungen (Auswahl)

2021
Unter jedem Dach ein Ach, Galerie Zimmermann Kratochwill, Graz

2020
Mama & Papa, Kunsthalle Graz

2018
Street Kredit Profit, Galerie Zimmermann Kratochwill, Graz
Ramesh Daha – zweintopf, flat 1 Vienna

2017
So wertvoll wie ein kleines Steak, Galerie Marenzi, Leibnitz

2016
ACAB asap, Galerie Zimmermann Kratochwill

2015
The Flat Earth Society, Burgkapelle MMKK Klagenfurt

2013
Rauschen, St.Andräkirche Graz

2012
Mankomania, KHG Galerie Graz
METALDRAWINGGOLDENRULE, F.A.K Münster, GER

2011
Chamber of Commerce, Galerie Freihausgasse, Villach

2009
zweintopf, jung und willig, weisses haus, Wien
Menagerie, Galerie Patrick Ebensperger, Graz

Gruppenausstellungen (Auswahl)

2020
The Wave and the Sea – primus ictus, gottrekorder Graz
Katzenbaum: Socially Distanced, Kunsthaus Graz
Freedom will have been an episode, Austrian Cultural Forum New York
GEGEN:BEWEGUNG | Proti:Gibanje, Galerija VŽIGALICA, Match Gallery, Ljubljana, SVN

2019
Alphabet des anarchistischen Amateurs, (steirischer herbst), Kunstverein <rotor>, Graz
Sommerfrische, Kunstforum Montafon, Schruns, AT
Inside Out, Galerie Zimmermann Kratochwill, Graz
Wenn Räume klingen, träumen die Ohren, Forum Stadtpark Graz
Non Stop Scheiner 
Határesetek // Grenzfälle, Österreichisches Kulturforum Budapest, HU

2018
N is for Nature, Forum Stadtpark, Graz
Last & Inspiration, Diözesanmuseum Graz
filter bubble – junge Kunst aus K, kunstverein Kärnten, Klagenfurt
Edition #o1, Galerie Zimmermann Kratochwill, Graz
festival Contexts 2018, Festival of Ephemeral Art, Sokolowsko, POL
photo graz selection, Galerija Waldinger – Gradske galerije Osijek, CRO
FILTER BUBBLE – Junge Kunst aus K., kunstverein kärnten 

2017
Kunstraum Steiermark 2017, Neue Galerie Graz studio
window 16:9, steirischer herbst, Graz
nothing left to lose, Kunstverein Baden, Baden
styrian power, Kunstverein Kärnten, Klagenfurt
Where are we going?, Galerie Zimmermann Kratochwill, Graz
Das Bild als temporäre Intervention, Galerie MAERZ, Linz
LOST_INN. staging grief, brut, Wien

2016
I_I, Forum Stadtpark, Graz
photograz 016, Biennale der steirischen Fotokunst, Graz
Der Kunst ein Fest – Dem Fest eine Schau, Kunsthalle Graz

2015
Reminiszenzen an Rot, Feuerwehrmuseum Groß St.Florian
The Krastal Connection, artP.kunstverein, Perchtoldsdorf
Dimension variabel, [kunstwerk] krastal

2014
Making History, Colombo Art Biennale, SRI
the guests were props, The Lust Gallery, Wien

2013
Maßnahmen zur Rettung der Welt IV, Kunstverein rotor Graz

2012
Be realistic, demand the impossible, Sarajevo, BIH
Umnutzung, Neue Galerie Innsbruck

2011
Vermessung der Welt, Kunsthaus Graz
by the way, Museum Of Contemporary Art Vojvodina, Novi Sad, SER

2010 
Unerwartete Wendungen, Kunstpavillion, Innsbruck
Unortung VI, Ehemaliges Kartographisches Institut, Wien

Kunst im öffentlichen Raum (Auswahl)

2017
wo deine füße stehen, ist der mittelpunkt der Welt, Stattegg, Steiermark
STADT UNTER | POD GLADINO | ACQUA ALTA, Klagenfurt

2016
Menschenrechte wörtlich nehmen(Endless Sea, Mittelmeerpanorama), Graz

2015
objects saying something about nothing (4), Wien
CCC (closed circuit circus), Festival La Strada, Graz
Chasing Max Mustermann, Graz (kuratiert)

2014
vorbeivorbeivorbei, 1.Preis, Kunst am Bau, Saag
noneventeventmonument IX, Oerol Festival, NED

2013
TamTam, Sampling II, Ossiach

2012
(No) standing anytime, Graz (kuratiert)
transMost, Raststation Schallaburg

2011
noneventeventmonument VI (a bag of bones), Hamburg, GER

2010
Urbane Kunstpiloten – Maria:Trost
Schönes Wohnen – (K)lebensgemeinschaft Arland, Arlandsiedlung Graz

2009
Imagineering, Markthalle Lendplatz, Graz (kuratiert)

CV

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