Kill the Routine


Eröffnung: Freitag, 05.12.2014, 18.00 bis 21.00 Uhr
Zur Eröffnung spricht Katrin Bucher Trantow

Die Galerie Zimmermann Kratochwill freut sich mit „Kill the Routine“ die erste Ausstellung von Zenita Komad in den Grazer Räumlichkeiten bekanntzugeben.

Zenita Komad gilt bereits in ihren jungen Jahren als Marke. Selten gibt es junge Künstlerinnen oder Künstler, welche das in dieser Phase ihres künstlerischen Schaffens bereits bewerkstelligen konnten. Einerseits schafft sie es durch widerkehrende Bildgrößen oder die Art der Rahmung, andererseits aber vor allem durch ihre herzlich-sinnlichen, manchmal ironisch-sarkastisch Collagen. Durch das humorvolle Aufbrechen formaler Strukturen in ihren Installationen beseelt sie Räume spielerisch.

Die Zeichnung ist eines der ältesten Medien und wurde im Laufe der Jahrhunderte zu einer der wichtigsten künstlerischen Gattungen. In Komads Fall ist das Anfertigen von Zeichnungen ein intuitiver Prozess – sie eröffnen der Künstlerin eine spielerische Ebene die sie täglich zu rate zieht. Zenita Komads Installationen und Objektbilder sind häufig sehr konzeptuell angelegt und damit verbunden ergibt sich oft eine technische Aufwendigkeit, die sie manchmal mit fachmännischer Hilfe löst. Vielfach öffnet die Zeichnung /Collage auch dem Rezipienten erst eine offene Sichtweise auf Komads installative Arbeiten und deren Gedankenbau und Hintergrund.

Spiritualität ist einer der wichtigsten Themenkomplexe in Zenita Komads gesamtem Oeuvre. „Ich hatte schon als Kind ein tiefes Bedürfnis, Ursache und Wirkung und die Verborgenen Gesetze der Natur zu untersuchen“ sagt Komad auf die Frage, ob Spiritualität sie seit jeher begleitet haben. Sie sieht „die Suche nach spirituellen Inhalten als wissenschaftlichen Prozess des Herzens, der uns früher oder später alle betrifft. Auch wenn zur Zeit die Bereitschaft (Anm. zur Spiritualität) bei Einigen noch nicht vorhanden ist, so ist Komad der Überzeugung, dass die Veranlagung in jedem Menschen vorhanden ist und früher oder später erweckt wird. “Weiters meint Zenita Komad, dass wir in einer Periode der Trennung leben. Wo man hinsieht, geschehen Zerwürfnisse und existieren erschreckende Formen des Egos. Es gilt dieses Phänomen zu durchschauen und neue Lösungen des zwischenmenschlichen Umgangs zu etablieren. Der Künstler kann sich heutzutage nicht mehr zurückziehen in seine vier Wände des Ateliers . Der Druck, den wir in der Gesellschaft vorfinden, verpflichtet uns zu neuen Denkweisen und mehr Verantwortung zu übernehmen. Der Künstler hat im besten Fall die Gabe an der Gefühlsqualität zu arbeiten. Über die Gefühle entstehen Gedanken und aus den Gedanken werden Handlungen. Die Verbindung zwischen Menschen in Balance zu bringen, sehe ich als eine der wertvollsten spirituellen Handlungen. Bewusstsein kann nur in einem selbst beginnen. Dieser Wunsch ist ansteckend. Ich mache meine eigene Entwicklung transparent und lasse das Publikum daran teilhaben. Jeder schritt, jede Stufe ist durch die Arbeiten die während des Prozesses entstehen dokumentiert. Es geht darum, die Herzen der Menschen zu berühren und Entwicklungen anzustoßen.“

Darum kann es nicht verwunderlich sein, dass die Hauptinstallation der Soloausstellung von Zenita Komad ihren Ausgang im Herzen nimmt und den Psalm 115, 5-7 als Grundlage hat:
„[…] Sie haben einen Mund und reden nicht, sie haben Augen und sehen nicht; Ohren haben sie und hören nicht, eine Nase haben sie und riechen nicht; Hände haben sie und greifen nicht, Füße haben sie und gehen nicht; mit ihrer Kehle geben sie keinen Laut […]“
Ein anatomisches Lehrbild eines menschlichen Torso, ein Loch im Herzen und sieben Seile – verbunden mit den Zahnrädern einer Messuhr im gegenüberliegenden Raum und weiteren sechs Bildern – Ohr, Nase, Mund, Fuß, Herz sind klar und deutlich erkennbar. Diese sieben Bilder stehen für den angesprochenen Psalm 115. Jedes einzelne dieser Werke verkörpert einen Organ aus dem oben zitierten Text und untereinander sind sie mit Seilen verbunden und auch mit der Uhr. Der Kreislauf der Dinge und des Lebens könnte nicht schöner dargestellt sein, denn die eigene Umwelt ist das Spiegelbild der eigenen inneren Realität.

Eine weitere Quelle für Zenita Komads scheinbar unerschöpfliche Kraft und Liebe kommt von Dschalal ad-Din Muhammad Rumi, einem persischen Mystiker und Dichter des 13. Jahrhunderts. In ihrer Serie „ A Tribute to Rumi“ greift Zenita Komad Zitate aus Gedichten des bedeutendsten persischen Dichters des Mittelalters auf und wandelt sie in ihre „Bildgedichte“ um. Eines davon soll an dieser Stelle herausgenommen werden, denn die Bedeutung von „let go of thinking“ kann in der derzeitigen Gesellschaft einerseits nicht zu ernst genommen werden und andererseits durchaus als Verweis betrachtet werden, dass es wohl hin und wieder nicht schaden kann, vor dem Sprechen auch nachzudenken bzw. nicht mit dem Verstand sondern mit dem Herzen zu denken.

Zenita Komad bedient sich aber nicht nur dem sogenannten Tafelbild, sondern inszeniert bereits seit Beginn der 2000er Jahre immer wieder größere Performances. 2004 inszenierte sie eine Schach-Oper in der Kunsthalle Wien, erst vor kurzem im November 2014 fand eine Performance im Rahmen der Vienna Art Week, bei der 10 FreundInnen die Künstlerin selbst darstellten. Auch Zenita Komad gibt genaue Instruktionen, wobei die beteiligten Personen durch ihre jeweilige Persönlichkeit dem Werk etwas Wesentliches hinzufügen. Autorenschaft und Verbundenheit in einem Kollektiv sind immer wiederkehrende Themen Komads.

Zenita Komad überlässt wenig dem Zufall, so ist auch der Titel ihrer aktuellen Ausstellung „Kill the Routine“ nicht zufällig gewählt.
Gerade in der momentanen Zeit, die von Kriegen, Krisen und Oberflächlichkeiten geprägt ist, wird es immer wichtiger sich auf Grundlegendes zu besinnen und sich nicht weiter in einem System zu bewegen in dem letztendlich die egoistische „Ich-AG“ obsolet und eine „Wir-AG“ eine dringende Konsequenz ist.

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